Januar 2025
Wann sind Sie eine „reife“ Persönlichkeit? Haben Sie eine Idee? Nehmen Sie sich ruhig etwas Zeit …
Ich verrate Ihnen jetzt meine Antwort. Sie lautet: Wenn Sie mit Emotionen gut umgehen können. Das gelingt Ihnen, 1) weil Sie genau wissen, was Sie fühlen, 2) weil Sie Ihr Gefühl regulieren können und 3) weil Sie in der Lage sind, Ihre Emotion angemessen auszudrücken.
In der Psychologie fallen diese Skills unter das „Mentalisieren“ (Mentalisierung). Gemeint ist die Fähigkeit, mentale Zustände (Gedanken, Gefühle und Absichten) zu verstehen, um auf dieser Basis Verhalten zu interpretieren. Wer mentalisieren kann, sorgt also für mehr Orientierung. Und das sowohl in Bezug auf die eigene Person als auch auf den Umgang mit anderen. Starten wir mit unserer eigenen Gefühlswelt und schauen wir auf die drei Fähigkeiten, die das Team um den britischen Psychologen Peter Fonagy beim Mentalisieren unterscheidet: Identifizieren, Modulieren und Äußern der Emotion.
Identifizieren der Gefühle
Angst, Wut oder Traurigkeit: Was genau empfinde ich überhaupt? Das lässt sich nicht immer sofort und eindeutig erkennen. Möglicherweise macht man sich sogar etwas vor – und fühlt sich statt wütend, eher „frustriert“ oder „enttäuscht“. Hierbei handelt es sich aber weniger um die Emotion selbst als vielmehr um die Reaktionen auf das betreffende Gefühl. Sobald man jedoch das Gefühl näher eingekreist hat, sollte man sich fragen: Woher kommt meine Emotion und triggert sie mich möglicherweise aufgrund früherer Erfahrungen?
Modulieren der Gefühle
Auf die richtige Dosis kommt es an. Gerade bei negativen, überschäumenden Emotionen wie Wut oder Panik macht es Sinn, diese herunterzuregeln. Nur so gelingt ein ungetrübter Blick auf das Erlebte. „Emotionale Zustände können aber auch (…) aufrechterhalten oder sogar verstärkt werden“, sagt Peter Fonagy. Das kann (insbesondere mit professioneller Begleitung) sinnvoll sein, wenn Menschen ihren Emotionen ausweichen, sie unterdrücken oder bagatellisieren.
Äußern von Gefühlen
„Nur wenn man klar fühlt, kann man seine Gefühle klar ausdrücken“, sagt Peter Fonagy. Und wer seine Emotionen äußert, kann beispielsweise im Austausch mit Partnern oder Freunden Details und Hintergründe näher beleuchten. Bei Beziehungskonflikten empfiehlt Fonagy, seinen Ärger nicht gerade dann auszudrücken, wenn man so richtig hochkocht, sondern besser eine moderate Stimmung anzustreben. Wer sich dagegen im Job ärgert, sollte seine Emotionen zunächst für sich einordnen. Möglicherweise bringt dann ein Perspektivwechsel oder ein klärendes Gespräch mehr Klarheit und Entspannung für alle Beteiligten.
Und weiter?
Es lohnt sich also, wenn Sie sich intensiver mit Ihrer Gefühlswelt beschäftigen. Gefühle sind ein wichtiger Ausdruck Ihrer Persönlichkeit. Gefühle spiegeln wider, wie es um Ihre Bedürfnisse bestellt ist: Sind diese erfüllt, unbefriedigt oder unterdrückt. Ein erster Schritt wäre: Nehmen Sie Ihre Gefühle ernst und schauen Sie genauer hin. Das bringt Sie weiter und stärkt Sie im Umgang mit anderen Menschen.